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Spezifische Chorarbeit - das heißt erst einmal, sich die verschiedenen Faktoren zu vergegenwärtigen, von denen sie ausgeht: Ensemble, Chorleiterpersönlichkeit, Ausbildung.

Zuerst geht es um die Qualität von Ensemble und LeiterIn: mit Qualität meine ich die Beschaffenheit, den Charakter, das Besondere, Eigene, nicht die Leistungsfähigkeit!

Gospelchor, Kammerchor, Oratorienverein, Kinderchor, Singekreis, Vokalensemble für Neue Musik, Jugendchor, Gregorianische Schola, Studentenprojekt, Lesbenchor, konventioneller Männerchor, Bulgarian Voices, Kirchenchor, Seniorensingen, Knabenchor, Russische Volkslieder, Sozialistische Arbeiterlieder, Opernchor, Barbershop, Shantie-Singen, Improvisations-Ensemble, Schreichor, Voice-Percussion, Barock-Ensemble, Schulchor, Jazz-Formation - wie viele Menschen sich mit welchem Hintergrund für welche bestimmte Form des Singens zusammenfinden, ist so verschieden wie die Arbeitsformen: ohne oder mit LeiterIn, projektorientiert oder just for fun, repertoirepflegend oder produktionsbezogen, als Verein oder offenes Angebot, staatlich subventioniert oder mit monatlichen Beiträgen, als sommerliche Fahrradtournee oder Gottesdienstsingen mit Probe am Vorabend, gegründet 1873 oder entstanden aus der Vorbereitung eines Geburtstagsständchens ...

Ebenso verschieden ist auch die Persönlichkeit der/des Leitenden: intro- oder extrovertiert, kraftvoll oder unsicher, korrekt oder draufgängerisch, stimmbegabt oder StümperIn am Klavier, Clown vor der Gruppe oder autoritäres Schwein, akribisch auf die Absprache der Endkonsonanten bedacht oder phänomenale/r Klangzauberer/in, Organisationstalent oder Marionette des Vereinsvorstands, Liebling der Diven oder eitle SelbstdarstellerIn, ständig genervt oder Langeweiler - kurz: ein Kaleidoskop menschlicher Stärken und Schwächen.

Eine chorleiterische Ausbildung (in Musikhochschulen, Chorverbandsschulungen, kirchlichen Fortbildungsangeboten oder eben auch gar keine) und die Realität des jeweiligen Chores sind oft verschiedene Welten: was gut im Labor funktioniert, scheint im Freilandanbau nicht überlebensfähig ...

Da Chorarbeit immer Bildungsarbeit ist, soll auch nicht unerwähnt bleiben, wie viele Aspekte hier zum Tragen kommen: Stimmbildung, Hörschulung, Notenkunde, Informationen über Komponist und Werk, Körperarbeit, choreografische Angebote, Reisen, Publikumsgespräche, Improvisations-Workshops ...

Dies alles sind Grunddispositionen, die es für das Gelingen einer solchen Arbeit bewusst anzunehmen, ständig weiterzuentwickeln und damit immer wieder zu verwandeln gilt.

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